Wat dem Eenen sin Uhl, is dem Annern sin Spatz
„Ich vögel die Fütter“, versprach ich mich bei der Antwort auf die Frage meines Neffen nach meinem Hobby – und löste damit bei dem 15-Jährigen wenig überraschend größte Heiterkeit aus. Richtig ist natürlich: Ich füttere die Vögel.
Wildvögel, versteht sich. Im Winter, versteht sich erst recht.
In Berlin bedeutet dieses Hobby vor allem: neben Meisen, Amseln und Rotkehlchen insbesondere Spatzen glücklich zu machen.
Wegweiser für Wildvögel
Wer sich mit dem Thema beschäftigt, der weiß schon bald: Vögel brauchen so etwas wie ein Leitsystem, damit sie ihre Futterstellen im Winter auch finden. Daher gilt: Im Herbst müssen für sie quasi „Hinweisschilder“ aufgestellt werden. Was für den kleinen Tierfreund nichts anderes heißt, als Anfang bis Oktober, aller-allerspätestens Anfang November die Wildvögel an die geplante Fressstelle zu locken.
Nur wie? Am besten wie im Märchen …
Das kennt man bereits von den Brüdern Grimm, da hat es auch funktioniert. Nur anstelle der Brotkrumen als Markierung zu setzen wie bei „Hänsel und Gretel“, sollte der Vogelfreund im Hier und Jetzt ganz gezielt auf nahrhaftes Futter setzen.
Erstens, weil Brot alles andere als gesund für Vögel ist (wenngleich sie es mit Begeisterung fressen), und zweitens, weil es mehr Aufmerksamkeit hervorruft.
So empfiehlt es sich vielmehr, das erste Futter wie auf dem Präsentierteller angerichtet zu kredenzen. Nicht übersehbar. Warum? Weil die Tiere sich derzeit umsehen und nach Futterstellen für die kalte Jahreszeit suchen.
Und sie sich merken! Blöd natürlich, wenn – wie im Falles meines Balkons – noch Sitzkissen auf den Stühlen liegen oder wenn der Balkon insgesamt noch auf Sommer aus- und nicht für die Winterzeit hergerichtet ist. Da heißt es dann:
Wildvögel füttern heißt Opfer bringen
Folglich müssen also Prioritäten gesetzt bzw. Kompromisse gemacht werden. Was will ich? Vogelbesuch im Winter oder nicht? Klare Antwort: JA! Dann ab mit den Möbeln in den Keller. Eine andere Möglichkeit ist natürlich auch – in der Hoffnung, im Herbst noch ein bisschen Sonne auf Balkonien genießen zu können – vorerst nur die Sitzkissen zu entfernen. Aus Sicherheitsgründen! Mit Hinterlassenschaften auf Tisch und Stuhl ist nun mal zu rechnen. Bei Bedarf können die Kissen ja fix wieder aufgelegt werden! Aber wer A sagt, muss auch B sagen. So ist das mit Kompromissen.
Wie jetzt?
Gut, Sitzkissen werden partiell entfernt, der Tisch mit einer Plastikdecke oder -folie vor Kot geschützt und mitten darauf platziere ich Futternapf und Wasserschale.
Mit einer flachen Schale aus Ton habe ich gute Erfahrungen gemacht. Sie stemmt sich selbst stärkstem Wind entgegen und lässt sich zudem problemlos reinigen. Erworben habe ich die Schale (ein breiter Topfuntersetzer) in einem Baumarkt.
Und der Preis war akzeptabel, umso besser!
Essen und Trinken
Wer (fri)isst, bekommt in der Regel Durst. Demzufolge haben auch Vögel nichts gegen frisches Wasser einzuwenden. Somit brauchte ich auch dafür ein Gefäß – und fand es im Billigdiscounter meines Vertrauens. Gegen schmales Geld bekam ein Edelstahlschälchen mit Gummiboden. Üblicherweise wird es für Hunde genutzt – und/aber ja! auch für des Vogels beste Feindinnen, Katzen. Aber wen juckt das? Was ich nicht weiß … Von den Vögeln hat sich noch keiner bei mir beschwert!
Futter ist nicht gleich Futter
Über die ersten Versuche, Vogelfutter im Baumarkt, in der Drogerie oder bei „Tante Emma um die Ecke“ zu erwerben, bin ich lange hinaus. Nicht, weil es zu teuer wäre oder immer von zu schlechter Qualität. Weit gefehlt! Ich kaufe dort nicht, weil die Vögel das Futter nicht fressen. Da hilft auch kein Bettel und kein Flehen: nichts zu machen. Sie mögen es nicht und fressen es demzufolge nicht. Verwöhnt wie sie sind, bleibt es nahezu unangetastet liegen. Und der Vogelfreund muss sich etwas Neues überlegen, zum Beispiel erst einmal Meisenknödel aufzuhängen. Bis auf Weiteres.